0664/1446985 foto.brandeis@a1.net

Symbolisieren Steine Weisheit oder Starrheit?

Auge im Stein – 10 philosophische Betrachtungen

Bild 4 von 10:
Standpunkt: Betrachte ich Lebenssituationen aus einiger Entfernung, dann sehe ich zwar die Wunden, die das Leben hinterlassen hat, aber ich bleibe emotionell distanziert

Philosophische Betrachtungen - Distanz und Nähe

Kleine Leseprobe: 

„Also“, begann Jan wieder zu sprechen, „Katja, meine Mutter, wurde genau in jener Nacht geboren, in der ihr Großvater starb. Damals, als sich Großmama in ihren Mann verliebte und die Welt nur rosarot war, dachte sie nicht daran, dass auch er eine Familie und eine Geschichte besaß. Nachdem sie mit ihrem Liebsten Prag in Richtung österreichische Grenze verlassen hatte, wusste sie noch nicht, was sie dort erwarten würde. Gerade angekommen im neuen Zuhause, fiel Alena buchstäblich die rosarote Brille von den Augen. Fassungslos starrte sie die neue Verwandtschaft an. Ein kleines, ärmliches Haus, zwei alte Eltern, deren Körper ausgemergelt von der schweren Feldarbeit jeden Augenblick auseinander zu brechen drohten, und dann noch die steinalte Großmutter — buckelig, mit einem Gehstock in der Hand, die alle herumkommandierte. Zum Glück war es schon spät am Abend, und sie durften sich in ihr Schlafzimmer zurückziehen. Wortlos lagen die beiden nebeneinander und Alena weinte ganz still und leise über ihre ausweglose Situation in sich hinein. Vorsichtig tastend spürte sie eine kräftige Hand und gleich darauf den ganzen Körper unter ihrer Decke. Seine Arme hielten sie behutsam umschlungen. Lange lagen sie so nebeneinander. Georg fühlte ihre Verzweiflung, sanft strich er über ihre Wangen und küsste sie. Diese Zuneigung füreinander behielten sie trotz der furchtbaren Umstände in den vielen Jahren ihrer Ehe. Die Schwiegereltern waren nicht so alt, wie sie aussahen. Sie waren Alena nicht feindlich gesinnt. Beide spürten wohl das Unbehagen ihrer jungen Schwiegertochter, denn sie bemühten sich sehr, wenn auch etwas unbeholfen. Nur die Großmutter machte ihren Mitbewohnern das Leben zur Hölle. Das hatte schon begonnen, als Georgs Brief mit der Postkutsche eingetroffen war und ankündigt hatte, dass er während seines längeren Arbeitsaufenthalts in Prag die Liebe seines Leben kennen gelernt hatte und als verheirateter Mann zu seinen Eltern zurückkehren wollte, um im Haus zu wohnen. Die Eltern freuten sich, dass ihr Sohn eine Frau gefunden hatte, die er liebte, aber die Alte im Haus traute niemandem und schon gar nicht einer aus der Stadt.

 10 philosophische Betrachtungen

Der Beginn der Evolution liegt Ewigkeiten zurück. Wie sich die Welt entwickelte, seit Adam und Eva den Garten Eden verlassen und in der Eigenverantwortung leben mussten, wird in der folgenden Erzählung einer österreichisch-tschechischen Familiengeschichte gut sichtbar.

Als Fotografin benötigt man eine gute Beobachtungsgabe und ein „offenes Ohr“, um Stimmungen wahrnehmen zu können. Die folgenden Begebenheiten haben sich tatsächlich in unterschiedlichen Familien des Waldviertels zugetragen und wurden mir im Laufe der Jahre erzählt. Sie wurden von mir zur folgenden Geschichte einer fiktiven Familie verknüpft und durch zehn philosophische Betrachtungen zwischen den Zeilen ergänzt.

Die berichteten Ereignisse könnten wahrscheinlich stellvertretend für viele Familienschicksale stehen. Zumindest hat jeder von uns Personen in seinem Bekanntenkreis, sei es privat oder beruflich, die eine oder mehrere Verhaltensmuster der beschriebenen Charaktere aufweisen.

In der Menschheitsgeschichte änderte sich scheinbar in den Persönlichkeitsstrukturen nicht viel. Es gibt sie immer noch: die Guten und die Bösen. Die wichtigste Frage ist jedoch nach wie vor: Ist GUT immer NUR GUT und BÖSE NUR BÖSE?

Wer bestimmt, was richtig oder falsch ist?

Wir besitzen zum Glück in unserer Kultur die Freiheit zu entscheiden, ob wir mit unseren Gedanken und unserem Handeln für unsere Seele Glück und Zufriedenheit schaffen!